'Motions' im Line Dance

Bild: Die Motions im Line Dance | Bildquelle: © pdesign/stock.adobe.com

Was sind Motions?

Der deutsche Begriff für das Wort Motion ist schlicht und ergreifend Bewegung. Beim Tanzen, also auch beim Line Dance, übersetzten wir es auch mit „Körperbewegung“, es bedeutet somit nichts anderes, als dass wir uns beim Tanzen zur Musik bewegen. Wenn wir im Folgenden also von „Motion“ sprechen, so ist damit nicht nur das Setzen der in der Choreographie vorgegebenen Schritte gemeint, sondern genauso gut auch die Art der Bewegung unseres Körpers zur Musik, wobei alle Körperteile eingeschlossen werden (z.B. Schultern, Arme, Hände, Hüfte etc.). Und da es verschiedene Arten gibt, sich zur Musik zu bewegen, gibt es natürlich auch verschiedene Motions. Doch dazu später mehr.

Wozu werden die 'Motions' benötigt?

Tanzen (auch Line Dance) ist eine Art des Ausdrucks. Genau wie beim Singen, Musizieren, beim Theater spielen oder bei der Auswahl der Musik, die wir hören wollen, drücken wir auch beim Tanzen Gefühle aus, die wir gerade empfinden. Sei es unter anderem z.B. Traurigkeit, Verliebtheit oder Lebensfreude: jedem Gefühl geben wir mit einer anderen Art des Gesangs, der Musik oder des Tanzes einen anderen Ausdruck. So zeigen wir z.B. bei einer Polka sowohl mit der Musik als auch mit den fast schon hüpfenden auf- und ab Bewegungen ein Gefühl der Fröhlichkeit und Lebensfreude, während die Musik und auch die Art der Bewegung bei einem Blues mehr auf Verträumtheit oder Verliebtheit schließen lässt. Gefühlen kann man also nicht nur mit den Schritten Ausdruck verleihen, sondern auch mit der Art, wie man sich zur Musik bewegt, also der Motion.

Gibt es auch im Line Dance 'Motions'?

Aber natürlich, denn auch Line Dance ist nun einmal „Tanzen“. Und warum sollte man gerade bei dieser Art des Tanzens darauf verzichten, nicht nur seine Füße, sondern auch seinen Körper zur Musik zu bewegen bzw. unterschiedlicher Musik auch mit unterschiedlicher Körperbewegung Rechnung zu tragen?


Nicht nur die Line Dancer aus dem „Standard- und Latein“-Bereich, auch manche „Cowboys und Cowgirls“ unter den Line Dancern haben mittlerweile verstanden, dass die Zeiten vorbei sind, in denen beim Line Dance die unterschiedlichsten Choreographien mit immer gleicher Körperhaltung, stoischen Gesichtern und der Hand an der Gürtelschnalle abgespult wurden. Natürlich hat auch diese Art des Tanzens seine Berechtigung und passt nach wie vor auf manchen Country Titel, aber es gibt auch beim Country- und Westerntanz verschiedene Musikstile (z.B. Two Step, English Waltz u.v.m.) und somit auch verschiedene Arten, sich zu bewegen.


Ein weiterer Grund ist, das ein (Line-) Tänzer viel besser die Balance beim Tanzen behalten und Drehungen wesentlich einfacher ausführen kann, wenn z.B. die Hände nicht in den Hosentaschen oder an der Gürtelschnalle „feststecken“, sondern Hände und Arme beim Tanzen mit bewegt werden. Ob das nun ausladende Bewegungen wie bei einem Lateintänzer sind, oder die Arme nur „etwas“ bewegt werden, ist dabei natürlich nicht vorgeschrieben und jedem Tänzer selbst überlassen! Und zu guter Letzt ist es natürlich auch für Zuschauer (z.B. bei einem Auftritt) viel schöner, wenn sie nicht nur auf die Füße schauen müssen.

Überblick über die einzelnen 'Motions'

Aus den obigen Ausführungen wird ersichtlich, dass wir auch beim Line Dance die „richtige Körperbewegung“ (sprich Motion) zur „richtigen Musik“ bzw. zum „richtigen Tanz“ machen sollten. Aber welche Bewegung passt nun zu welchem Tanz? In den seltensten Fällen wird z.B. in der Schrittbeschreibung (Step Sheet) eines Tanzes angegeben, um welche Motion es sich handelt. So müssen wir uns also selbst Gedanken darüber machen, bei „welchem“ Tanz wir uns „wie“ bewegen wollen. Da die Motion sehr stark vom Rhythmus der Musik abhängig ist, haben wir manchmal schon eine Ahnung davon, was bewegungsmäßig passt. So werden viele bei Walzermusik versuchen, sich in einer kontinuierlichen Wellenbewegung auf und ab zu bewegen, während sie bei lateinamerikanischen Rhythmen automatisch die Hüfte einsetzen. Doch nicht für jeden ist immer sofort klar erkennbar, welche Bewegungsart zu einem bestimmten Tanz passt. Um dies herauszufinden, sind die folgenden Punkte sehr wichtig:


  • Auch Line Dance Tänze sind vom Rhythmus her z.B. „Walzer“, „Polka“ oder „Cha Cha“ etc.
  • Wir benötigen Grundkenntnisse über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Motions (s.u.)
  • Wir müssen lernen darauf zu hören, welche Motion uns die Musik vermittelt, also möchten wir uns beim Hören der Musik z.B. eher auf und ab bewegen oder unseren Körper lieber auf einer Höhe lassen, dafür aber die Hüften einsetzen.

Mit diesen Punkten können wir dann der Musik, und somit dem Tanz den wir tanzen möchten, eine bestimmte Motion, also eine ganz bestimmte Bewegungsart zuordnen und diese auch beim Tanzen einsetzen. Als Orientierungshilfe möchten wir euch mit unten stehender Grafik einen kleinen Überblick über die verschiedenen Motions im Line Dance geben (anklicken zum Vergrößern):

Bild: Überblick über die Motions im Line Dance | Bildquelle: © Stephan Zörner


Die vier „Haupt“-Motions

In diese vier Motions können wir mehr oder weniger alle Tänze aus dem Country und Westerntanz, aber ebenso aus dem Standard- und Lateintanz einordnen, da sie klar definierte Rhythmen haben:

  • Rise & Fall
    Bei Tänzen in der Motion „Rise & Fall“ bewegen wir uns abwechselnd aber gleichbleibend auf und ab, wie bei einer Wellenbewegung (heben und senken). Ergänzt wird dies durch das sogenannte „Swing & Sway“, also durch seitliche und diagonale Bewegungen (schwingen und neigen). So entsteht ein weiches und harmonisches Heben und Senken des gesamten Körpers. Dies ist auch ein Unterschied zu den Aufwärts- und Abwärtsbewegungen im Puls (Lilt), die härter ausgeführt werden.

  • Pulse (Lilt)
    Auch in der Motion Pulse (Lilt) haben wir ein wellenförmiges Auf- und Ab des Körpers, allerdings wird dieses nicht so weich getanzt, wie beim Rise & Fall. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Wellenbewegung nicht so gleichmäßig ist, da das Absenken des Körpers stärker betont wird als das Anheben. Der Körper wird dadurch mehr unter die Grundlinie gesenkt als darüber angehoben, wir tanzen also mehr „nach unten in den Boden hinein“. So entsteht ein manchmal etwas übermütig anmutendes Auf- und Abfedern des Körpers.

  • Smooth
    In dieser Motion gibt es im Gegensatz zu den zwei vorgenannten keine Auf- und Abbewegungen. Ganz im Gegenteil, hier sind alle Bewegungen sehr gleichmäßig und eben. Schrittkombinationen die ein Heben und Senken hervorrufen, werden durch Bein- und Fußarbeit ausgeglichen, so dass der ganze Körper bei allen Schritten weitestgehend auf einer Höhe gehalten wird.

  • Cuban
    In dieser Motion werden die lateinamerikanischen Tänze zusammengefasst. Um den für diese Tänze typischen Hüftschwung zu erreichen, setzen wir die Hüfte in verstärktem Maße beim Tanzen ein. Die Körperhöhe bleibt, genau wie bei der Motion Smooth, flach und in einer Höhe.

Zwei zusätzliche Motions

Diese Motions treffen keine eindeutige musikalische Aussage, da sie aus einer Zusammenstellung verschiedenster Rhythmen bestehen. Sie werden vorwiegend für Wettbewerbe benutzt.

  • Funky
    Die Motion „Funky“ ist nicht gleichzusetzen mit der Musikrichtung „Funky“! Vielmehr vereinen sich in dieser Motion unter der Musik aus z.B. Hip-Hop, Rap, Techno, House und Funk viele Bewegungsarten und Elemente aus modernen Tanzrichtungen wie z.B. Street Dance, Break Dance, Jazz Dance, Modern Dance.

  • Novelty
    Diese Motion ist offen für alle oben genannten Bewegungsarten, z.B. bei Choreographien, die aufgrund der Musik verschiedene Motions in sich vereinen.

Alle erwähnten Motions beschreiben die hauptsächlich zum Einsatz kommenden Bewegungsmuster. Natürlich hat jeder einzelne Tanz innerhalb dieser Motions noch seine eigene „Technik“, in der beschrieben wird, wie man die einzelnen Bewegungen, also z.B. den Einsatz der Hüfte oder das wellenförmige Auf- und Ab, richtig ausführt. Aber Erklärungen dazu würden hier zu weit führen. Deshalb haben wir für alle, die sich ausführlicher über dieses Thema informieren möchten, unten noch einen Buch-Tipp angefügt.

UNSER BUCH-TIPP

  • Das Linedancebuch von Astrid Kaeswurm
    Ein „Handbuch“ speziell für Line Dancer. In diesem wird neben vielen anderen Dingen aus dem Line Dance das Thema „Motion“ in einem eigenen Kapitel sehr ausführlich erläutert, dabei aber auch prima auf die Technik in den einzelnen Tänzen eingegangen. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre für alle Line Dancer.